fit & munter

Wanderungen rund um den Berninapass (Hospiz Bernina, Diavolezza, Morteratsch, Piz Lagalb, Lej Minor, Livigno Italien)

Der Bernina-Pass befindet sich gleich zur Grenze zum Engadin, liegt aber bereits im Puschlav. Von hier aus lassen sich prächtige Wanderungen starten, wobei die Betonung hier auf prächtig liegt. «Herbstwetter im Sommer», nach diesem Motto hätten eigentlich meine Wandertage lauten sollen. Erwartet hatte ich schönstes August-Sommerwetter, in der Realität war es eher herbstlich kühl, regnerisch und wechselhaft. Nun, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung und daher versuchte ich einfach, dieses Sauwetter zu ignorieren. Dies wurde dafür dann teilweise auch von Petrus belohnt, aber dazu im Detail:

Bernina Passhöhe

Albergo Ospizio Bernina

Das Hospiz Bernina (Albergo Ospizio Bernina) liegt auf 2330 Metern Höhe, hat gleich daneben ein beschauliches Seelein «Lagh da la Cruseta», und wurde für mich (und viele weitere Hotelgäste) zum Ausgangspunkt in den Bergen. Ca. 5 Gehminuten weg liegt die Bahnstation Ospizio Bernina. Von hier aus führt man mit der RhB (Rhätische Bahn) auf der UNESCO Welterbestrecke entweder nach Tirano (Italien) oder Richtung St. Moritz bzw. Thusis. Und eins ist sicher, die Zäge sind regelmässig voll besetzt. Bewertungen oder Kommentare zum Hospiz Bernina finden sich entweder bei Holidaycheck oder auch Tripadvisor.

Restaurant-Hotel Cambrena (links) und das Ospizio Bernina

Schräg gegenüber vom Hospiz liegt das kleine und hübsche Hotel Cambrena (würde die Passstrasse und die Kohorten von Reisenden nicht durchrauschen, könnte man es schon als verträumtes Hotel bezeichnen). Von der Terrasse aus hat man einen fantastischen Blick auf die gegenüberliegende Bergwelt (Piz Palü, Piz Bernina u.a.). In diesem Restaurant habe ich gaaanz leckere Pizzoccheri und Torta alle Noci gegessen. Mhhh, fein …..

1. Wandertag: Ospizio Bernina zum Berghaus Diavolezza auf 2973 m (und retour)

Eine rothaarige Teufelin soll auf dem Diavolezza gehaust haben, daher kommt der Name. Von hier oben hat man einen sensationellen Blick auf die Engadiner Gletscherwelt. Man kann den Berg via Bahn (direkt von der Bernina Passstrasse) oder wie ich, zu Fuss hochkraxeln. Diese Variante habe ich gewählt, um wieder mal richtig Dampf ablassen zu können. Da meine letzte anstrengende Wanderung schon länger zurück liegt, war dies genau der richtige Moment. Begleitet durch meinen treuen Hund konnte ich diese faszinierende Bergwelt entdecken. Obwohl das Wetter, wie vorher erwähnt, eher herbstlich war, nahm ich dieses Stück trotz Nebel und aufkommendem Unwetter in Angriff und wurde zeitweise trotzdem mit warmen Sonnenstrahlen belohnt.

  • Tour: (quasi) Rundwanderung via Diavolezza Bahn für den Rückweg
  • Dauer: ca. 3-4 Std. auf den Diavolezza ohne Pausen, hauptsächlich (steil) aufwärts, ca. 750 Höhenmeter
  • Anforderung: mittel bis anstrengend; gutes Schuhwerk nötig
  • Für Hündeler: auf der Strecke findet sich laufend Wasser oder auch Reste von Schneefeldern; kein Schatten (!)

Routenbeschreibung (ausgeschildert):

  • Vom Ospizio Bernina talwärts dem Lago Bianco und Rhätischen Bahn folgen
  • über die Staumauer an das linke Ufer vom Lej Nair
  • Weiter Richtung Lej Pitschen über eine schöne Moorlandschaft und Alpweide
  • Am Lej Pitschen, auf 2225 m, beginnt dann der moderate Aufstieg zum Diavolezza
  • Auf 2345 m trifft man auf den Lej d’Arlas
  • Ab hier legt der Anstieg nochmals einen Zahn zu und die Pumpe kommt in Fahrt
  • Weiter jeweils der Beschilderung Richtung Diavolezza folgen
  • Am Lej da Diavolezza, auf 2573 m, geht’s linker Hand weiter
  • Ab hier geht’s dann mächtig zur Sache: einige steile Passagen, Schneefelder und Geröll benötigen Trittsicherheit und die ca. 500 Meter Höhendifferenz auf diese kurze Strecken haben es ganz schön in sich

Lej d'ArlasBlick runter auf den Lej da DiavolezzaKurz bevor Erreichen der Passhöhe

 

….. dafür wird man/n, oben angekommen, mit einem grandiosen Blick entschädigt und darf im Berghaus Diavolezza so richtig in den Kalorien schlemmen.

Diavolezza mit Blick auf Piz Palü, Piz Bernina etc. (leider im Nebel)

Für den Rückweg habe ich die bequeme Abfahrt mit der Gondel genommen. Unten an der Talstation angekommen, nimmt man den ausgeschilderten Weg zurück zum Ospizio Bernina (ca. 1,5 Std. gemütliche Wanderung über Alpwiesen oder man nimmt die RhB). Auf diesem Teilstück wurde ich von einem zünftigen Gewitter überrascht, dessen Donner den Boden haben erzittern lassen. Ein grandioses Schauspiel :-)

Das Abendessen gönnte ich mir im oben erwähnten Restaurant Cambrena auf der Terrasse einen ideenreichen «gemischter Salat» zur Vor- und «Pizzoccheri» als Hauptspeise. Absolut empfehlenswert.

Fazit: eine tolle, wenn auch (gewollt) anstrengende Wanderung das nächste Mal muss ich irgendwie noch bei einer Gletschertour mitmachen.

Links:

(weiterlesen für 2. und 3. Wandertag rund um den Berninapass)

2. Wandertag: St. Moritz zum Ospizio Bernina

Die Rhätische Bahn hat eine tolle iPhone App (RhB UNESCO) veröffentlicht mit zahlreichen Tourenvorschlägen entlang der Rhätischen Bahn. Daraus habe ich mir die 7. Etappe rausgepickt, welche mit einer Wanderzeit von ca. 6,5 h und einer Distanz von 23,7 km angegeben wird.

RhB UNESCO - iPhone AppAm Morgen bin ich mit der Rhätischen Bahn nach St. Moritz gefahren. Vorbei um die höchsten Berge Graubündens und begleitet von Highlights wie der Gletscherwelt Morteratsch, der Montebellokurve (Kehrschleife mit Minimalradius von 45 Metern und tollem Panoramablick), Pontresina und einer traumhaft schön angelegten Strecke.

 

  • Tour: Von St. Moritz zum Ospizio Bernina mit ca. 750 m Aufstieg und 23,7 km
  • Dauer: wird mit ca. 6,5 Std. angegeben kann jedoch an jeder RhB-Station abgekürzt werden
  • Anforderung: mässig bis mittel; leichte Wanderschuhe/Multifunktionsschuhe genügen
  • Für Hündeler: auf der Strecke findet sich im Sommer nicht immer grad umgehend Wasser, da viele Bäche trocken sind zur Not muss man halt zum Berninabach «Ova da Bernina» runter

Routenbeschreibung (ausgeschildert):

  • Vom Bahnhof St. Moritz runter zum See und der Ausschilderung Lej da Staz folgen
  • Am Lej da Staz gibt es ein Restaurant und genügend Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben (wunderschön hier)
  • Weiter der Beschilderung Pontresina, durch den heimeligen Tannenwald folgen
  • Kein Weg führt «um» Pontresina rum, daher muss man am Bahnhof und der Hauptstrasse entlang mitten durch
  • Nach dem Dorf Richtung Morteratsch folgen und nun wird es endlich etwas «wanderiger», offener, grosszügiger mit einer tollen Landschaft
  • In Morteratsch angekommen, kann man im Hotel, direkt an der RhB-Station gelegen, sich auf der Terrasse mit Blick zum Morteratschgletscher stärken
  • Nun kommt das kurze, steilere Stück mit der Montebellokurve hier im Wald sieht es märchenhaft aus und der Berninabach «Cascata da Bernina» schlängelt sich hindurch
  • Sobald man aus dem Wald kommt, steigt die Strecke via Station Diavolezza, Lagalb nur noch sehr moderat an die Bergstation Lagalb und bald darauf auch das Hospiz Bernina liegen nun für die restliche Zeit im Blickfeld und ringsherum macht sich ein prächtiges Panorama breit
Zum Abendessen fuhr ich ein paar Kilometer ins Engadin und konnte unvorhergesehen (da nicht auf der Speisekarte) leckere Capuns verzerren, welcher mir der Chef persönlich nach meiner Nachfrage zubereitet hat. Dieses feine Gasthaus heisst «Berninahaus».
Fazit: eine lange und attraktive Wanderung ich würde jedoch den Teil St. Moritz nach Pontresina weglassen, ist dies doch eher Spazieren gehen, als wandern.
Mit der RhB nach St. Moritz
Weg nach Morteratsch mit Gletscher bereits im BlickfeldRichtung Berninapass

 

 

 

3. Wandertag: Ospizio Bernina zum Lej Minor

Tag drei im Wanderparadies und auch heute zeigt sich das Wetter nur von seiner unsommerlichen Seite. Grummel, grrrr….. Da nun die Heimreise geplant ist, werde ich noch eine spontane, kurze Wanderung vornehmen. Direkt ab Hospiz geht eine Rundwanderung um den Piz Lagalp, via «Fuorcla Minor» zum «Lej Minor».

  • Tour: vom Ospizio Bernina direkt zum Lej Minor, ca. 140 m Aufstieg
  • Dauer: ca. 1 Std. bis zum See
  • Anforderung: mittel mit ein paar happigen Kurzsteigungen; leichte Wanderschuhe/Multifunktionsschuhe genügen
  • Für Hündeler: auf dieser Route findet sich genügend Wasser viele kleine verstreute Seelein bzw. Bachstauungen

Swiss Map Mobile - Schweizer LandeskartenGemäss meiner iPhone App Swiss Map muss dieses Seelein recht abgelegen und ruhig auf 2361 m liegen. Petrus scheint mir hold zu sein und lässt es grad mal nicht regnen. Der Weg geht gleich ans Eingemachte und so steigt dieser auf nur wenigen hundert Meter über 100 Höhenmeter an. Auf dem höchsten Punkt gibt es nur noch mich, meinen Hund und ganz viele Kühe oder Rinder, welche uns neugierig begaffen und auch schon mal recht frech auf uns zu steuern. Ab Fuorcla Minor gibt es dann keine Kühe mehr, keine Kuhglocken und dafür fast absolute Stille. Nur noch der Tinitus in meinen Ohren ist zu hören und ….. die Sonne kommt für einen kurzen Moment heraus. Sooooo schön…..

Fazit: auf dieser Wanderung hat’s mir besonders gut gefallen. Absolute Abgeschiedenheit, Natur pur, kaum andere Menschen und diese Stille ….. :-)

 

Bilderbuchlandschaft Fuorcla Minor

Mein treuer Begleiter blickt auf den Lej Minor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS: was hat jetzt noch «Livigno» mit der ganzen Geschichte zu tun?

Ach ja, wandermässig eigentlich fast nichts (ausser dass man vom Fuorcla Minor nach Livigno wandern könnte), aber ….. Livigno ist ein bekanntes Ski- und Zollfreigebiet quasi gleich um die Ecke und wenn man schon mal in der Gegend ist, kann man ja auch kurz mal vorbeischauen. Ich habe weniger geschaut und dafür mehr gegessen und zwar ganz fantastisch: «Filet al pepe» mit Spinat-Gnocchi in Gorgonzola-Sauce und, und, und….. das Personal war super nett, auch zu meinem Hund (und das in Italien, wow) und der Blick von der Terrasse in die Berge bzw. ins Skigebiet absolut top. Mehr zu diesem Restaurant, Il Ristorante Cenacolo, bei Tripadvisor.

Filet al pepe

PS für Hündeler: mein Hund war immer und überall mit dabei selbst in Livigno (Italien) wurde er in Restaurants (!) herzlich empfangen.

 

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